Mit den früheren Vorurteilen, dass Gewichtheber füllige,
unbewegliche Kolosse seien, ist in den letzten Jahren schon fast völlig
aufgeräumt worden. Der moderne Athletentyp verkörpert den
durchtrainierten, beweglichen, elastischen und auch schnellen Sportler,
der zwar über eine sehr gute Muskelentwicklung verfügt, aber doch im
Anzug beispielsweise fast schlank wirken kann.
Modellathlet
Jürgen Matzku
Foto: Matzku
Die Beine leisten in beiden Übungen (Reißen und Stoßen) die
Hauptarbeit, und nicht wie oft angenommen, die Arme. Der Zuschauer merkt im Verlauf der Wettkampfübung oft nicht, welch großes
Maß an Technik, Beweglichkeit, Schnellkraft, Konzentration und
Koordination dahintersteckt. Ein perfekt ausgeführter Versuch eines
Spitzenhebers ist von der Kompliziertheit des Bewegungsablaufes
beispielsweise mit einem Stabhochsprung vergleichbar.
Von verwandten Sportarten wie Kraftdreikampf und Bodybuilding,
unterscheidet sich Gewichtheben vor allem dadurch, dass neben der
Steigerung der Körperkraft, konditionelle Eigenschaften wie Schnellkraft,
Beweglichkeit und koordinative Fähigkeiten gefördert werden. Als
Ausgleich für das Training mit Gewichtsbelastungen werden Gymnastik,
Dehnungsübungen und leichtathletische Disziplinen praktiziert. Dies macht
die Gewichtheber zu sehr vielseitigen Sportlern.
Das Krafttraining beim Gewichtheben wirkt sich positiv auf Haltung und
Körperbewusstsein aus und ist sinnvoll bei Störungen des
Bewegungsapparates und zur Vorbeugung bzw. Beseitigung von
Haltungsschäden. Eine wichtige Voraussetzung ist dabei allerdings die
Korrektheit der Ausführungen bzw. eine entsprechende Dosierung der
Belastung. Bei Schülern und Jugendlichen wird hauptsächlich auf
allgemeine Körperausbildung und stufenweises Erlernen der Technik fast
ohne Belastung geachtet. Dass das Gewichtheben bis ins hohe Alter
ausgeübt werden kann, beweisen Österreichs Senioren - wie z. B. Duchon
Karl, der noch mit über 80 Jahren international aktiv war.
Trimmel Daniel - 9 Jahre
Kühn Manfred - 73 Jahre
Solltest Du einmal das faszinierende Gefühl erleben wollen,
Deine Körperkraft um ein Mehrfaches zu steigern, laden wir Dich herzlich
ein, einmal hautnah mit dem Gewichtheben Kontakt aufzunehmen oder einen
Wettkampf zu verfolgen.
Sich mit anderen zu messen, selbst stark und stärker als
andere zu sein, wurde zum Wettbewerb und schließlich zum Sport. Aus dem Überschuss an Kraft in der Darstellung von Kraftleistungen
entstand in der Antike das Ästhetische im Spiel der Kräfte. Gewichtheben
war keine olympische Sportart des Altertums, es ist aber in verschiedenen
Übungsformen älter als die Olympischen Spiele der Vergangenheit.
Ägypter beim Krafttraining
mit Sandsäcken
Das Gewichtheben als sportliche Auseinandersetzung entwickelte sich vor allem in Österreich,
Deutschland und Frankreich im Verlauf des 19. Jahrhunderts. Mittelalterliche Vorläufer waren
insbesondere die Hebewettbewerbe der Handwerkerzünfte (Schmiede, Fleischhauer, usw.), sowie der Schausteller und Zirkusartisten.
Der Kraftsport wurde volkstümlich; schwere Lasten zu heben, erregte allgemein Bewunderung und Beifall. Es gab jedoch
keinerlei Regeln und jede Demonstration, die den Einsatz außergewöhnlicher Kraft erkennen ließ, war gut.
Jeder pflegte seine Domäne am eigenen Gerät und war bestrebt, neue, noch
nie absolvierte Übungen zu entdecken. Aus Österreich, Deutschland, Amerika, Dänemark, England, Frankreich,
Italien und Russland kamen Meldungen über herkulische Leistungen. Jedes
dieser Länder nahm für sich in Anspruch, den "stärksten Mann der
Welt" zu besitzen. Kuriose Weltrekordlisten wurden geführt. In der
Pionierzeit wurden Lasten wie Bierfässer und Steine gehoben und es wurden
Lasten mit den Fingern, den Zähnen und Haaren gehoben. Das erste
improvisierte Gerät waren Pflastersteine, die man mit einem Gasrohr
verband.
Ein Pionier dieser Zeit war Markgraf Alfred Pallavicini
- der "tolle Markgraf" wie er genannt wurde. Dieser Mann mit
einem altaristokratischen Namen, verfügte über bedeutende finanzielle
Mittel und betrachtete das Vollbringen und Fördern von Kraftleistungen
als sein Hobby. Im Jahre 1878 brachte er als
Erster ein kontrolliertes Gewicht von 100 kg zur Hochstrecke. Pallavicini, der sich im Ofenheim-Palais am Schwarzenbergplatz in Wien ein
mit vielen Requisiten angefülltes "Arbeitscabinett"
eingerichtet hatte, vertrat die Meinung, dass ein "Anhänger
der schweren Athletic" seine Kraft auf verschiedenen Gebieten unter
Beweis stellen müsste.
Für die Durchführung von Vereinskämpfen forderte er die
Schaffung eines Programms mit 20 Übungen: 1. Heben mit dem Mittelfinger
der rechten Hand; 2. gleiche Übung mit dem linken Mittelfinger; 3. Kniebeugen mit beiden Beinen; 4. Kniebeugen mit einem Bein; 5. einarmig
Drücken in militärischer Habtachtstellung; 6. einarmig Drücken in
Grätschstellung; 7. beidarmig Drücken in militärischer
Habtachtstellung; 8. beidarmig Drücken in Grätschstellung; 9. einarmig
Schwingen mit beliebigem Arm; 10. beidarmig Reißen; 11. einarmig Stoßen
mit beliebigem Arm; 12. beidarmig Stoßen; 13. Heben mit den Zähnen; 14. Heben mit den Haaren; 15. Dauerdrücken mit 50 kg; 16. Dauerdrücken mit
70 kg; 17. liegend Drücken; 18. Drücken mit geteiltem Gewicht; 19. Reißen mit geteiltem Gewicht; 20. Stoßen mit geteiltem Gewicht.
Zur praktischen Erprobung des Programms kam es an einem Samstagvormittag
im September des Jahres 1877. Ein Dutzend starke Wiener waren eingeladen.
Nachdem sich jedoch ein Konkurrent schon bei der ersten Übung - dem Heben
von Gewichten mit dem Mittelfinger der rechten Hand - einen Finger brach,
war auch den Anderen die Lust zur Fortsetzung des Kampfes vergangen. Nach wenigen Minuten stand Pallavicini allein in seinem "Arbeitscabinett"
und der erste Versuch, Wettkämpfe mit festgelegten Übungen
durchzuführen, war gescheitert.
Trotzdem wurde der Wunsch nach einer obersten Kontrolle laut. Ziel sollte
es sein, die Schwerathletik auf eine sportliche Stufe zu stellen,
einheitliche Geräte vorzuschreiben und Übungen durch
Wettkampfbestimmungen zu normen. Die ersten nationalen Verbände
entstanden - wie z. B. in Wien im Jahre 1889 der "Wiener
Athletenbund" oder in Deutschland der "Deutsche
Athletenverband", der im Rahmen eines Athletenfestes in Duisburg vom
6. - 9. Juni 1891 gegründet wurde. Es war jedoch nicht leicht die
vielfältigen Meinungen der Bombenjonglierer, Fahnenschwinger,
Keulenschwinger, Fässerwerfer, Ringer und Stemmer abzustimmen. Innerhalb
weniger Jahre wurden neben den offiziellen Interessensvertretungen
zusätzliche Verbände gegründet.
Die erste Weltmeisterschaft wurde am 28. März 1891 in London mit 7
Athleten aus 6 Nationen durchgeführt und am 9. März 1896 wurde der erste
Europatitel in Rotterdam vergeben. Im gleichen Jahr (1896) stand
Gewichtheben neben Leichtathletik, Schwimmen, Gymnastik, Fechten, Ringen,
Schießen und Radfahren auf dem Programm der ersten modernen Olympischen
Spiele in Athen - mit den Übungen einarmig Reißen und beidarmig Stoßen.
In den Jahren 1900 (Paris), 1908 (London) und 1912 (Stockholm) war Gewichtheben
nicht bei den Olympischen Spielen vertreten.
Frederick Winters (USA)
St. Louis 1904
Die Wiener Weltmeisterschaft von 1898 war ein Wendepunkt in der
Entwicklung des internationalen Kraftsports. Man versuchte auf
internationaler Ebene zu einer Verständigung zu kommen, doch alle
Diskussionen verliefen im Sande. Am 11. Juni 1905, anlässlich der
Weltmeisterschaften in Duisburg gelang ein halber Schritt in Richtung
einer internationalen Verständigung. Mit Zustimmung von Dänemark,
Deutschland, Holland, Italien, Österreich und Schweiz wurde provisorisch
die "Amateur-Athleten-Weltunion" gegründet, die jedoch alsbald
wieder zerstritten war.
Durch den Einsatz der vom Deutschen Franz Veltum von Fechenheim entwickelten und
im Jahre 1910 von der Firma Kaspar
Berg in Nürnberg produzierten Scheibenhantel mit drehbarer Stange,
erzielte das Gewichtheben verstärktes sportliches Interesse.
Als
das Internationale Olympische Komitee 1912 in Stockholm den Beschluss
fasste, die Spiele 1916 in Berlin stattfinden zu lassen, war die Gründung
eines internationalen Verbandes insbesondere für die Deutschen zu einer
Prestigefrage geworden. Am 6. und 7. Juni 1913 fanden die entscheidenden Sitzungen in Berlin
statt: Böhmen, Dänemark, Deutschland, England, Finnland, Norwegen,
Österreich, Russland, Schweden und Ungarn waren vertreten und alle
Beschlüsse wurden einstimmig gefasst. Als Verbandsname wurde
"Internationaler Amateurverband für Schwerathletik" gewählt.
Präsident wurde der Ungar Dr. Peter Tatics. Erstmals wurden Gewichtsklassen beschlossen: 60 kg Federgewicht, 67,5 kg
Leichtgewicht, 75 kg Mittelgewicht, 82,5 kg Halbschwergewicht, über 82,5 kg Schwergewicht.
Die Teilnehmer trennten sich als gute Freunde, doch der Erste Weltkrieg
machte alle Arbeiten und Hoffnungen zunichte.
Der Krieg hatte die internationalen Verbindungen zerstört und es gelang
nicht mehr, die Kontakte der Vorkriegszeit fortzusetzen. Deutschland und
Österreich einigten sich auf eine Weltmeisterschaft 1920 in Wien. Es war
das Jahr der Olympischen Spiele in Antwerpen. Inzwischen hatte der
Franzose Jules Rosset das internationale Steuer übernommen und mit der
"Fédération Internationale Haltérophile" (FIH) einen neuen
internationalen Verband gegründet. Dank der persönlichen Kontakte von Jules
Rosset zu
Baron Pierre de Coubertin wurde Gewichtheben ab 1920 (Antwerpen) ständig in das olympische
Programm übernommen. Mit der Gründung des dritten, nun
aber endgültigen internationalen Verbandes, hatte sich auch das Image des
Hantelsports geändert. Das regel- und systemlose Kraftprotzentum, war
Vergangenheit.
Im Lauf der Jahre kommt es immer wieder zu Änderungen bezüglich
Gewichtsklassen und anderen diversen Regeländerungen.
1928 wird der
olympische Dreikampf mit beidarmig Drücken, beidarmig Reißen und
beidarmig Stoßen eingeführt.
Am 17. Oktober
1946 beschließt
der
Weltverband in Paris die Anerkennung und
Registrierung von Weltrekorden im olympischen Dreikampf sowie mit Wirkung
vom 1. Jänner 1947 eine sechste Gewichtsklasse: 56 kg Bantamgewicht.
Eine Ergänzung der Kategorien per 1. Jänner 1951 beschließt der
Weltverband am 12. Oktober 1950 in Paris:
das Halbschwergewicht von 82,5 kg wird auf Leichtschwergewicht umbenannt,
neu hinzu kommt das Mittelschwergewicht bis 90 kg und das Schwergewicht
beträgt nun über 90 kg.
Nach Ägypten und den USA übernahmen in den 50ern und den darauffolgenden
3 Jahrzehnten die Athleten der Sowjetunion die Hauptrolle im Gewichtheben
- neben Bulgarien als Herausforderer.
Am 11. Oktober 1968 beschließt der Kongress des Weltverbandes in Mexiko City
mit Wirkung per 1. Jänner 1969 folgende Gewichtsklassen: 52 kg
Fliegengewicht, 56 kg Bantamgewicht, 60 kg Federgewicht, 67,5 kg
Leichtgewicht, 75 kg Mittelgewicht, 82,5 kg Halbschwergewicht, 90 kg
Mittelschwergewicht, 110 kg Schwergewicht und über 110 kg
Superschwergewicht.
Mit Beginn der Weltmeisterschaft in Warschau 1969 werden auch bei allen künftigen
Titelkämpfe die drei ersten Plätze in den Einzelübungen mit Medaillen
ausgezeichnet. Diese Regelung gilt nicht für die Olympischen Spiele -
hier werden nur Medaillen für den Zweikampf vergeben.
Nach mehreren Änderungen seit 1920 wird der
Verbandstitel 1972 mit "International Weightlifting Federation" (IWF)
festgelegt. Weiters beschließt
der
Kongress des Weltverbandes am 25. August 1972 in München mit 33
gegen 13 Stimmen die Abschaffung des beidarmigen Drückens, da der
korrekte Ablauf nur schwer beurteilt werden konnte und es auch
sportmedizinisch umstritten war. Ab 1. Jänner
1973 werden Konkurrenzen nur mehr in dem aus beidarmigen Reißen und Stoßen
bestehenden Zweikampf durchgeführt.
Am 15. Juli 1976 entscheidet der Weltverband in Montreal, die bisher übliche
Namensbezeichnung der Gewichtsklassen aufzulassen. Mit Wirkung 1. Jänner
1977 gelten folgende Kategorien: 52 kg, 56 kg, 60 kg, 67,5 kg, 75 kg, 82,5 kg, 90 kg, 100 kg, 110 kg und über
110 kg.
Am 20. Oktober 1983 beschließt die Exekutive des Weltverbandes in Moskau die
Anerkennung des Gewichthebens für Frauen mit folgenden Gewichtsklassen:
44 kg, 48 kg, 52 kg, 56 kg, 60 kg, 67,5 kg, 75 kg, 82,5 kg und über 82,5 kg.
Daytona Beach, Florida, ist vom 30. Oktober bis 1. November 1987 Schauplatz der
ersten Weltmeisterschaft für Frauen.
Um zweifelhafte Weltrekorde zu eliminieren beschließt der Kongress des
Weltverbandes am 15. November 1992 in Puerto de la Cruz, Teneriffa, neue
Gewichtsklassen, die mit 1. Jänner 1993 wirksam werden.
Männer: 54 kg, 59 kg, 64 kg, 70 kg, 76 kg, 83 kg, 91 kg, 99 kg, 108 kg
und über 108 kg;
Frauen: 46 kg, 50 kg, 54 kg, 59 kg, 64 kg, 70 kg, 76 kg, 83 kg und über
83 kg.
Mitte der 90er traten durch den Zerfall der Sowjetunion neue Länder in
den Vordergrund; vor allem die Türkei, Griechenland und China
katapultierten sich an die Spitze. Insbesondere bei den Frauen dominiert
China seit Beginn, mit einigen anderen asiatischen Ländern, die
Konkurrenzen.
Die Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees entscheidet am 15. November 1996 in Cancún, Mexiko, unter der Voraussetzung, dass für beide
Geschlechter eine Teilnehmerzahl von 250 nicht überschritten wird,
Gewichtheben für Frauen ab den Spielen 2000 in das olympische Programm
aufzunehmen. Dies bedeutete eine Reduzierung der Gewichtsklassen. Am 28. Mai 1997 bestätigt der Kongress des Weltverbandes in Kapstadt die
reduzierten Kategorien per 1. Jänner 1998 in folgender Zusammensetzung:
Männer: 56 kg, 62 kg, 69 kg, 77 kg, 85 kg, 94 kg, 105 kg und über 105 kg;
Frauen: 48 kg, 53 kg, 58 kg, 63 kg, 69 kg, 75 kg und über 75 kg.
Erste Olympiasiegerin bei den XXVII. Olympischen Spielen in Sydney 2000 wird Tara Nott (USA) in der Gewichtsklasse bis 48 kg
mit einer Zweikampfleistung von 185 kg.
Am 3. und 4. März 2005 beschließt der IWF-Kongress in Istanbul
die 1 kg Regel, wonach alle Steigerungen im Wettkampf nicht wie
bisher üblich
mindestens 2,5 kg betragen müssen, sondern 1 kg Steigerungen möglich
sind.
Mit 1. Jänner 2017 werden bei den Frauen neue Gewichtsklassen
eingeführt:
In den Altersklassen Jugend U15 + U17 statt der Kategorie +69 kg die
Kategorie -75 kg und die Kategorie +75 kg
In den Altersklassen Junioren U20, Unter 23, Allgemeine Klasse und Masters
statt der Kategorie +75 kg die Kategorie -90 kg
und die Kategorie +90 kg.
Mit 1. November 2018 führt die IWF neue Gewichtsklassen ein:
Bei den Welt-, Europa- und nationalen Meisterschaften gibt es für Männer
und Frauen künftig 10 Gewichtsklassen,
bei den Olympischen Spielen jeweils sieben.
Männer: 55 kg, 61 kg, 67 kg, 73 kg, 81 kg, 89 kg,
96 kg, 102 kg, 109 kg und über 109 kg;
Männer Olympisch: 61 kg, 67 kg, 73 kg, 81 kg, 96 kg,
109 kg und über 109 kg;
Frauen: 45 kg, 49 kg, 55 kg, 59 kg, 64 kg, 71 kg,
76 kg, 81 kg, 87 kg und über 87 kg;
Frauen Olympisch: 49 kg, 55 kg, 59 kg, 64 kg, 76 kg,
87 kg und über 87 kg.
Erfolgreichster Olympiaathlet der Neuzeit ist Pyrros Dimas (GRE)
mit 3 Gold- und 1 Bronzemedaille (1992, 1996, 2000 Gold und 2004
Bronze); 3 Goldmedaillen gewannen Naim Süleymanoğlu (TUR) 1988,
1992 und 1996,
Akakios Kakiasvilis (GUS/GRE) 1992, 1996 und 2000 und Halil Mutlu (TUR) 1996,
2000 und
2004;
4 Medaillen bei Olympischen Spielen erzielten neben Pyrros Dimas noch
Norbert Schemansky (USA) 1948 Silber, 1952 Gold, 1960 und im Alter von 40
Jahren (!) 1964 Bronze, Ronny Weller (GDR/GER) 1988 Bronze, 1992 Gold, 1996
und 2000 Silber, Nikolay Pechalov (BUL/CRO) 1992 Silber, 1996 Bronze, 2000
Gold und 2004 Bronze.
Beim Gewichtheben wird eine drehbare Stange - genannt
Hantel - mit verschieden schweren Scheiben verwendet.
Technische Daten
Männer
Frauen
Gewicht
20 kg
15 kg
Länge der Hantel
2,20 m
2,01 m
Abstand Innenbegrenzung
1,31 m
1,31 m
Durchmesser der Stange
28 mm
25 mm
Der Durchmesser der größten Scheiben beträgt 45 cm. Es
gibt insgesamt 10 verschieden schwere Scheibenpaare.
Gewicht
Farbe
25 kg
rot
20 kg
blau
15 kg
gelb
10 kg
grün
5 kg
weiß
2,5 kg
rot
2 kg
blau
1,5 kg
gelb
1 kg
grün
0,5 kg
weiß
Während der Ausführung einer Übung müssen die Scheiben
immer durch Verschlüsse (Muffen) fixiert sein.
Diese haben ein Gewicht von je 2,5 kg.
Das Mindestgewicht beträgt bei Männern 26 kg und bei
Frauen 21 kg.
Hantel (20 kg oder 15 kg) + 1 Paar Scheiben (2 x 0,5 kg) + 1 Paar
Verschlüsse (2 x 2,5 kg).
Nur bei Schülerkonkurrenzen dürfen Geräte mit anderen Maßen und
Gewichten (z. B. 5 kg, 7,5 kg oder 10 kg) verwendet werden.
Jede Konkurrenz wird auf einer entsprechend starken, fest
aufliegenden und nicht federnden, ebenen Unterlage im Ausmaß von 4 m x 4 m durchgeführt.
Die Oberfläche der Unterlage kann aus Holz, Kunststoff oder anderen
rutschfesten Materialien beschaffen sein.
Das Trikot für Männer und Frauen muss aus einem Stück
sein und muss am Körper anliegen. Weiters muss es kragenlos sein und darf die Ellbogen und Knie nicht
verdecken und darf keine Knöpfe haben. Unter dem Trikot dürfen T-Shirts,
Unitards und Unterziehhosen getragen werden, dürfen jedoch nicht die Ellbogen und Knie
verdecken.
Jeder Athlet muss Schuhe benützen (Gewichtheberschuhe / Boots). Socken
können getragen werden, dürfen jedoch nicht über die Knie gehen.
Des weiteren dürfen noch ein Gürtel (maximale Breite 12 cm), Bandagen
und Pflaster an bestimmten Stellen, sowie Kniestrümpfe und fingerlose Handschuhe verwendet werden.
Diese Einteilung gilt für Männer und Frauen. Schüler können
nur an den für sie geschaffenen Konkurrenzen teilnehmen und dürfen nicht
mit Athleten anderer Altersklassen konkurrieren. Die angeführte
Altersklasseneinteilung regelt nicht die Startberechtigung. Dafür ist
jeweils die Durchführungsbestimmung des Wettkampfes maßgebend.
Bei der ersten Übung, dem beidarmigen Reißen muss die Hantel in einem Zug, ohne
Unterbrechung, vom Boden zur Hochstrecke gebracht werden, das heißt, das Gewicht muss über dem Kopf fixiert werden
und die Arme müssen
gestreckt sein.
Bei der zweiten Übung, dem beidarmigen Stoßen wird die
Hantel in einem Zug zur
Brust umgesetzt, eine Zwischenposition mit gestreckten Beinen im normalen Stand eingenommen
und in einem zweiten Bewegungsablauf das Gerät über den Kopf gestoßen. Die Arme müssen gestreckt sein und es darf nicht nachgedrückt werden.
Die bei Wettkämpfen durchzuführenden Übungen werden als
olympischer Zweikampf bezeichnet, der sich aus dem beidarmig Reißen und
dem beidarmig Stoßen zusammensetzt. Der Zweikampf stellt also die Addition der in den beiden
Einzeldisziplinen erreichte Kiloleistung dar.
Insgesamt sind in jeder der beiden Disziplinen nur drei Versuche möglich,
wovon jeweils einer als gültig bewertet werden muss, sonst bleibt der
Athlet mit einem Totalversager ohne Wertung.
Vor jedem Wettkampf werden die Athleten zunächst
abgewogen. Die Abwaagezeit beginnt meist 90 Minuten vor dem Wettkampf und
endet nach 60 Minuten. Der Zeitraum von 30 Minuten bis zum Kampfbeginn
dient für die Vorbereitung der Starter und des Schiedsrichters.
In jeder Übung sind drei Versuche gestattet. Die Mindeststeigerung des
Gewichts zwischen den Versuchen wird in den jeweiligen
Wettkampfbestimmungen geregelt. In Österreich gilt generell eine
Mindeststeigerung vom 1. auf den 2. Versuch von 2 kg und vom 2. auf
den 3. Versuch von 1 kg. Die Wiederholung eines als ungültig bewerteten Versuches mit dem gleichen
Gewicht (sogenanntes Ausbessern) ist erlaubt, zählt jedoch als weiterer Versuch. Zwischen Aufruf und Ausführung des
Versuches wird eine Frist von 1 Minute gewährt. Wenn ein Athlet unmittelbar nach einem Fehlversuch ausbessert oder seine
Versuche hintereinander durchführt, stehen ihm 2 Minuten zur Verfügung. Die Aufrufe der Starter erfolgt nach
der Startreihenfolge.
Die Startreihenfolge ergibt sich wie folgt:
Die Athleten müssen ihre Startnummer durch Los ziehen. Die Hantel wird während
des Wettkampfes mit steigendem Gewicht belastet. Der Athlet mit der
geringsten Leistung beginnt. Falls mehrere Athleten beabsichtigen, den
ersten Versuch in einer Übung mit dem gleichen Gewicht durchzuführen, beginnt der Athlet mit der
niedrigsten Startnummer. Jener Athlet muss dann vom ersten bis zum letzen Versuch in dieser Übung
als erster antreten, wenn die Steigerung dieser Athleten gleich bleibt.
Diese Startreihenfolge gilt sowohl für das Reißen als auch für das Stoßen.
Ein Athlet, der seinen ersten Versuch durchführt, muss den Athleten, die
ihren zweiten oder dritten Versuch mit dem gleichen Gewicht
beabsichtigten, vorausgehen. Ebenso muss ein Athlet, der seinen zweiten
Versuch beabsichtigt, allen Athleten, die ihren dritten Versuch mit dem gleichen Gewicht wünschen,
vorangehen. Wünschen zwei oder mehrere Athleten das gleiche Gewicht für den zweiten
Versuch, dann ist die Reihenfolge immer so, dass derjenige mit dem niedrigsten ersten Versuch zu beginnen hat und so
fortfahrend jener als letzter folgt, der von allen den höchsten ersten Versuch hatte. Gleiches gilt sinngemäß
auch für die dritten Versuche.
Für den Vergleich von Leistungen unterschiedlich schwerer
Athleten gibt es verschiedene Berechnungsmethoden. In Deutschland zum
Beispiel wird die sogenannte Relativwertung angewandt. Hierbei wird von
der gehobenen Leistung ein nach dem Körpergewicht ermitteltes
Relativgewicht 2 x abgezogen - einmal fürs Reißen und einmal fürs
Stoßen. Diese beiden Werte werden zusammengezählt und ergeben somit die
Relativpunkte. In Österreich hingegen wird die Leistung nach
Sinclairpunkten berechnet. Dieses Wertungs-System wurde von Dr. Roy Sinclair (CAN)
entwickelt. Das Reiß- bzw. Stoßergebnis wird mit einem Faktor multipliziert und auf
2 Kommastellen kaufmännisch gerundet. Je leichter der Sportler ist, desto höher ist der Faktor, mit der die
Leistung multipliziert wird. Der Faktor ist für das jeweilige Körpergewicht aus Tabellen abzulesen.
Für die Sinclair-Zweikampfleistung wird die Reiß-Sinclair-Leistung mit
der Stoß-Sinclair-Leistung addiert.
Beispiel
Körper-
gewicht
Sinclair
Faktor
Reiß-
Leistung
Reißen
Punkte
Stoß-
Leistung
Stoßen
Punkte
Zweikampf
Leistung
Zweikampf
Punkte
Athlet A
68,8 kg
1,3994
78 kg
109,15
93 kg
130,14
171 kg
239,29
Athlet B
98,8 kg
1,1526
93 kg
107,19
109 kg
125,63
202 kg
232,82
Es gibt jeweils eine Tabelle für Männer und eine für
Frauen.
Formel Männer: Faktor = RUNDEN(10^(0,722762521*LOG(Körpergewicht/193,609)^2);4)
Formel Frauen: Faktor = RUNDEN(10^(0,787004341*LOG(Körpergewicht/153,757)^2);4)
Frauen die gemeinsam mit Männern in einer Mannschaft starten, werden nach
den Frauen-Sinclairpunkten gewertet, als Bonus wird der Sinclairfaktor der
Damen jedoch mit 1,5 multipliziert!
Beispiel
Körper-
gewicht
Faktor
Damentabelle
Faktor
mit Multiplikator 1,5
Athletin A
52,5 kg
1,4839
2,2259
(Bis Ende 2017 wurden
Frauen die gemeinsam mit Männern in einer Mannschaft starteten, nach den
Herren-Sinclairpunkten gewertet, wobei sie als Bonus einen Aufschlag von
0,5 (bis 31.12.2013 0,4) zum Sinclairfaktor erhielten.)
Um neben dem Körpergewicht von verschieden schweren
Athleten auch deren Alter (ab 35 Jahren) bewerten zu können, wurde von Dr. David Meltzer (USA) die Sinclair-Malone-Meltzer-Bewertung
erarbeitet.
Ähnlich wie bei der Sinclair-Berechnung gilt folgendes:
Je jünger der Athlet ist, desto kleiner ist der Faktor - je älter der
Athlet ist, desto größer ist er. Der Faktor ist für das jeweilige Alter aus Tabellen abzulesen.
Die Zweikampf-Sinclairpunkte werden mit dem jeweiligen Faktor
multipliziert und auf 2 Kommastellen kaufmännisch gerundet.
Zwanzig Jahre lang sind die Altersfaktoren nach Malone-Meltzer
angewendet worden und waren bei der Nivellierung der Leistungen bei
unterschiedlichem Alter eine große Hilfe. Im Laufe der Zeit zeigte sich
aber, dass sie in einigen Altersbereichen nicht gerecht waren: Die
Altersklassen 45 bis 65 wurden benachteiligt, die Klassen 70 und 80 dagegen
bevorteilt. Deshalb wurden von Dr. Meltzer und Dr. Faber eine Überarbeitung
vorgenommen, die ab 2016 zur Anwendung kommt.
Beispiel
Alter
Körper-
gewicht
Sinclair
Faktor
Zweikampf
Leistung
Zweikampf
Punkte
Meltzer-Faber
Faktor
Meltzer-Faber
Punkte
Athlet A
37
68,8 kg
1,3994
171 kg
239,29
1,0960
262,26
Athlet B
51
98,8 kg
1,1526
202 kg
232,82
1,2970
301,97
Ab 2020 wurden bei den Masters Frauen neue Altersfaktoren
eingeführt.
Die neuen Punkte nennen sich Huebner-Meltzer-Faber (HMF).
Bei den Masters Männern gelten weiterhin die Meltzer-Faber-Punkte (MF).